Von der ersten Tradition bis zum heutigen Tage
Die Weinlese in Georgien beginnt in Kacheti, in Dedoplistskaro. In dieser Gegend reifen die Trauben am frühesten. Nach Kacheti wechselt die Weinlese nach Kartli, dann nach Imereti und schließlich nach Ratscha-Letschchumi, Guria und Adschara. Einige georgische Rebsorten werden sogar im Dezember sehr spät geerntet. Solche Sorten sind zum Beispiel Tschchaweri und Dschani in Guria.
Weinlese in Georgien: Die ersten Arbeiten beginnen
Zum Ablauf gehören eine Reihe von Feiertagen und Vorbereitungen, die normalerweise viel früher beginnen. Vor der Ernte waschen die Georgier zunächst die Amphoren (Kwewri) und bringen die Weinkeller in Ordnung. Neben der festlichen Stimmung war die Weinlese auch aus dem Grund wichtig, weil sie das Wohlergehen der Familie bestimmte.
Wenn die Keller und Krüge fertig sind, werden eine Reihe von Eimern und Körben aufgestellt. Für die Weinlese hat man sonniges, trockenes Wetter gewählt. Außerdem versuchte man, die Trauben so lange wie möglich in der Sonne zu halten, um ihnen Süße zu verleihen. Je reifer die Trauben, desto besserer Wein wurde daraus hergestellt. Deshalb heißt es, im guten Wein ist viel Sonne drin. [Bildnachweis: © GNTA]
Weinlese in Georgien: Eine feierliche Zeremonie voller Tradition
Außer den Familienmitgliedern nehmen an der Weinlese auch Verwandte und Nachbarn teil. Alle helfen mit. Am Tag der Weinlese ging das Familienoberhaupt am frühen Morgen in die Weinberge und zündete ein Lagerfeuer an. Später kamen weitere Teilnehmer mit Essen, Wein und Brot hinzu. Es gibt eine alte Tradition, nach der das Familienoberhaupt vor der Weinlese beim Frühstück mit Traubencognac einen Trinkspruch aussprechen sollte.
Die Weinernte machte so viel Spaß, dass die Leute nicht einmal daran dachten, sich die Mahlzeiten zu nehmen, bis sie sich am Abend im Haus des Gastgebers versammelten. Am Rande des Weinbergs befand sich ein Riesenkorb, in den alle gesammelten Trauben eingeworfen wurden. Die wichtigsten Traubensorten in Ostgeorgien waren Rkaziteli, Saperawi und Mzwane. In Westgeorgien – Zizka und Zolikauri.
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In kleinen Weinbergen war die Ernte an einem Tag abgeschlossen, während die Besitzer der großen Weinberge 10-15 Tage damit verbrachten, die Trauben zu lesen. Die Trauben wurden am Tag der Ernte gepresst, weil über Nacht zurückgelassene Trauben verderben würden. Die Trauben hat man in einem speziellen großen Gefäß, einer Weinkelterei (Saznacheli genannt), gepresst.
Eine faszinierende Reise von der Weinlese zur Vollendung
Die Weinlese war damit nicht zu Ende. Nach dem Lesen und Pressen der Trauben mussten einige Arbeiten durchgeführt werden: Reinigen des Weinkellers, Beobachten der Gärung des Weins, Lagerung der zum Essen ausgewählten Trauben, Zubereitung von Tatara* und Pelamuschi**, Vorbereitung von Tschurtschchela (im Traubensaft gezogene Nüsse) usw.
Genussvolle Erholung nach harter Weinlese: Georgisches Festmahl vereint Tradition, köstliche Gerichte und die Stimme des alten Georgien
Diese Tradition von Rtweli gibt es auch heute. Nach der anstrengenden Arbeit der Weinlese versammeln sich alle am traditionellen georgischen Festtisch, um sich auszuruhen und schmackhafte Mahlzeiten zu genießen. Viele köstliche georgische Gerichte, fließender Wein und Lieder sind dabei. Das ist die Stimme des alten Georgien.
* Tatara – Traubensaft gekocht und verdickt durch das Weizenmehl, wird in Kacheti zubereitet
** Pelamuschi – Traubensaft gekocht und verdickt durch das Maismehl, wird in Kartli (Ostgeorgien) und Westgeorgien zubereitet