Die Anfänge
Niemand weiß wirklich, wann die Georgier gelernt haben, wie man Schnaps destilliert, aber die ersten georgischen Spirituosen müssen aus Tschatscha hergestellt worden sein (Traubentrester und Stängel – auf Georgisch bezieht sich Tschatscha auch auf die dort destillierten Spirituosen), d. h. die Vorfahren der Georgier haben das destilliert, was nach der Herstellung von Wein übrig geblieben ist.
Es ist nach historischen Schriften aus dem 17. Jahrhundert bewiesen, dass die Georgier Tschatscha destilliert haben. Eine Tatsache, die in den Berichten der zeitgenössischen russischen Botschafter bestätigt wurde. Nach ihren Worten seien sie überrascht, dass die Georgier nur Wein getrunken hätten. «Sie haben Schnaps, trinken ihn aber nicht». [Bildnachweis: Tschatscha des Chateau Ateni © Chateau Ateni]

Scheinbar haben die Menschen in Georgien früher Schnaps nur für medizinische Zwecke verwendet. Diese Tradition hat man glücklicherweise in georgischen Dörfern bis heute beibehalten, wo alte Menschen oft morgens vor dem Frühstück 50 ml Spirituosen trinken. Die besten Tschatscha-Spirituosen sollten das Ergebnis einer einmaligen Destillation sein. Sie sollten eine zweite Destillation nicht mehr benötigen, wie z. B. durch Zugabe von Eichen- oder Maulbeerholzstücken oder großen Mengen Kaklis ughlebi (der kreuzförmigen Membran, die die beiden Hälften einer Walnuss trennt) weich gemacht werden.
Das Wort «Schnaps» gibt es erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Vorher nannte man das «Traubenschnaps» oder «kachetischen Schnaps».
Handwerk der Destillation
Tschatscha-Spirituosen werden traditionell folgendermaßen destilliert: Der Traubentrester und die Stängel werden in ein Kwewri gegossen und über den Winter durch belassen. Die Destillation beginnt erst im zeitigen Frühjahr.

Wenn der Traubentrester und die Stängel zum Destillieren bereit sind, entfernt man sie aus dem Kwewri und dekantiert in einen großen Kupferkessel, den man dann im Freien aufstellt und mit einem Kupferdeckel bedeckt. Die Destille wird dann mit lehmigem, mit Asche vermischtem Boden verschmiert, und der Kondensator (ein langer Trog mit kaltem Wasser, durch den ein Rohr verläuft) wird angebracht. Die Verbindungen zwischen dem Kessel, dem Deckel und dem Kondensatorrohr werden dann mit einem Teig aus Maismehl versiegelt, und ein Stück Stoff wird ebenfalls um die Verbindung zwischen dem Kondensatorrohr und dem Deckel gewickelt. Das Brennholz unter der Brennblase wird dann angezündet und die Destillation beginnt.
Rituale
Der klassische Ort, an dem Spirituosen destilliert werden, ist natürlich die kachetische Brennerei – nach dem russischen Wort «Sawod» (Fabrik) Saod oder Saot genannt – ein großes Steingebäude, das wirklich wie eine Fabrik funktioniert, d. H. Tag und Nacht. Die Zeit (Saotoba) zum Destillieren von Spirituosen ähnelt einem Feiertag in Kacheti, in dem sich ganze Stadtteile in ihrem örtlichen Saod / Saot versammeln, um gemeinsam ihre Tschatscha zu destillieren. Die Eigentümer dieser Brennereien erhalten eine Gebühr für ihre Dienstleistungen, die von Dorf zu Dorf unterschiedlich ist.
Während der «Saotoba» trinkt man in der Regel nur der Wein des letzten Jahres. Die einzige Tschatscha, die getrunken wird, ist die, die – noch warm – aus der Stille tropft und die probiert werden muss. Schweine werden geschlachtet und ihr Fleisch wird aufgespießt und geröste. Der gesamte Prozess wird zu einem langen, langwierigen Fest, das so lange dauert, wie Tschatscha destilliert werden muss. Nachbarn treffen sich sehr oft nur während der Saotoba – besonders in großen Dörfern.
Heutzutage stellen viele georgische Unternehmen Tschatscha-Spirituosen von einigermaßen hoher Qualität her, die hoffentlich eines Tages so berühmt sein werden wie italienischer Grappa. Die Praxis, Tschatscha aus bestimmten Rebsorten zu destillieren, beginnt auch in Georgien, und Kunden können bereits Tschatscha probieren, das aus Saperawi-, Rkaziteli-, Tshinuri- oder Chardonnay-Trauben destilliert wurde.
Tschatscha-Festival
In Kacheti, in der Stadt Telawi, auf dem König-Erekle-Platz findet das jährliche «Festival von Tschatscha» statt. Ausländische Touristen, die nach Georgien kommen, interessieren sich sehr für die jahrhundertealte Geschichte verschiedener Teile Georgiens, Traditionen, Bräuche und Rituale. In dieser Hinsicht ist die Region Kacheti vielfältig und interessant. Durch das Festival wird die Ethnographie, das Leben und die Bräuche des kachetischen Mittelalters wiederbelebt.
Das «Tschatscha-Festival» umfasst kleine Theateraufführungen, die die Ethnographie, Tradition und Rituale der Region Kacheti wiederbeleben. Ebenso findet der Jahrmarkt aus dem 18. Jahrhundert statt, auf dem Gegenstände, Geschirr, Kostüme etc. aus der damaligen Zeit präsentiert werden. Am Festival nehmen Firmen teil, die Tschatscha produzieren. Man kocht dabei Gerichte aus der regionalen Küche.

Volksgruppen singen den ganzen Tag über traditionelle kachetische polyphonen Gesänge. Während des Festivals führen die Jurymitglieder Workshops durch, um für die georgische Spirituose Tschatscha – zu werben. Die eingeladenen Gäste werden in die Geschichte eingeführt. Um 17 Uhr werden die Sieger des Festivals ausgezeichnet. Das Festival endet mit einem Abschlusskonzert. Das «Tschatscha-Festival» findet im Rahmen von «Check in Georgia» statt.