Weinherstellung

Vom 19. Jahrhundert bis zum heutigen Tage

Das 19. Jahrhundert war eine der wichtigsten Zeiten in der Geschichte der georgischen Weinherstellung. Die ersten vier Jahrzehnte nach der Besatzung Georgiens durch Russland wirkten sich negativ auf den Weinbau des Landes aus.

Dank seinen Bemühungen sowie des russischen Zarenvertreters Micheil Woronzow erreichte der georgische Wein jedoch Ende der 1830er Jahre nahezu die Qualität des europäischen Weins. In Ost- und Westgeorgien hat man die ersten Weinkeller nach europäischer Art errichtet.

Zur gleichen Zeit baute ein Deutscher Namens Lenz im kachetischen Dorf Ruispiri einen Weinkeller, der eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung von Weinbau und Weinherstellung in der Region spielte. Lenz besaß zwei Weinberge mit georgischen und ausländischen Rebsorten, kaufte aber auch Trauben von einheimischen Bauern und produzierte verschiedene Weinsorten. In einem Artikel, der 1846 in der Zeitung Kawkas veröffentlicht wurde, lobt Lenz die Verwendung von Kwewri als ideales Gefäß für die Fermentation von Traubensaft. Zudem kritisiert er auch einige damals beliebte Weinbautraditionen.

Der Weinbau in Tbilissi entwickelte sich in dieser Zeit noch stärker. Nachdem die deutschen Kolonisten angekommen waren und sich am Rande der Stadt niedergelassen hatten, hat man ausländische Rebsorten nach Georgien gebracht und diese in Weinbergen von Didube und Nawtlugi gepflanzt. Der beliebteste davon ist Muskat.

Einige Weinsorten, die heute beliebt sind, wie Zinandali und Mukusani, wurden ab den 1830er Jahren in den Weinbergen des Weinguts von des Fürsten Tschawtschawadse hergestellt. In den 1880er Jahren wurden im fürstlichen Namen die ersten Serien-Weine in großen Mengen produziert. In den frühen 1890er Jahren wurden regelmäßig Zinandali, Mukusani, Napareuli und Teliani produziert.

Weinherstellung, Zinandali-Anwesen

Weinkeller in Muchrani

Fürst Iwane Muchranbatoni baute in den 1870er Jahren im Dorf Muchrani einen riesigen Weinkeller. Einige Jahre später wurde sein Wein ins Ausland exportiert. Diese haben sogar Preise gewonnen. Er beschäftigte den berühmten georgischen Winzer Wasil Petriaschwili.

Weinherstellung; Weinkeller

Im Dorf Sabue in Kacheti begann der berühmte georgische Winzer Sakaria Dschordschadse 1882 mit dem Bau eines Weinkellers. Er brachte die Kultur der Weinherstellung auf ein höheres Niveau, indem er traditionelle und moderne Technologien kombinierte. Er baute ein spezielles Gebäude für Dutzende traditioneller georgischer Kwewri sowie Eichenfässer, in denen er Weine nach europäischer Art reifen ließ.

Sehr interessant ist auch die Geschichte des Dorfes Kardenachi: Mitte der 1850er Jahre besaß Dimitri Abchasi 21 Hektar Weinberg, den er später (in den 1880er Jahren) an Graf Sergei Sheremetiev, einen russischen öffentlichen Vertreter und Historiker, verkaufte. Sheremetiev baute in Kardenachi einen Weinkeller, in dem kachetische und europäische Stile kombiniert wurden, in dem etwa 40 bis 50 Tonnen Trauben verarbeitet werden konnten.

In der Sowjetzeit

Nach mehreren Monaten russischer Besatzung veröffentlichte das georgische Revolutionskomitee (Revkom) 1921 sein erstes Dekret über die Weinherstellung, in dem man den Handel mit Wein für frei erklärt hat. Ein Jahr später wurden die ersten sowjetischen Weinbauverbände und Genossenschaften gegründet. Bereits 1926 befanden sich 80% der in Tbilissi gegründeten Weinunternehmen in Privatbesitz. 1929 jedoch übernahm das neu gegründete Samtrest (das sowjetische Alkoholmonopol) die gesamte Weinindustrie in Sowjetgeorgien und wurde Eigentümer aller bestehenden Weinkeller in Tbilissi, Kardenachi, Manawi usw. Neue Weinproduktion Unternehmen begannen sich zu etablieren. In den 1930er und 40er Jahren gab es in Georgien noch viele Rebsorten. Der Staat beauftragte dennoch einer Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Solomon Tcholokaschwili, alle im 19. Jahrhundert existierenden Sorten zu suchen, zu sammeln und wiederzubeleben. In der Zeit produzierte Georgien rund 60 verschiedene Weinsorten, von denen 12 auf lokalen Weinreben basierten.

Leider verschwanden viele einzigartige Weine sehr schnell vom Markt. Ab den 1950er Jahren litt die Weinherstellung in Georgien stark unter verschiedenen Reformen, deren negative Ergebnisse bis heute zu spüren sind. Die ersten Schritte zur Vereinigung des georgischen Weins wurden 1950 unternommen. Man hat beschlossen, nur 16 Rebsorten für die Produktion beizubehalten. Im alten System zur Nummerierung von Weinen hat man ebenfalls Reformen durchgeführt. Von nun an wurde Zinandali-Wein als „Wein Nr. 1“, Teliani als „Wein Nr. 2“, Gurdschaani als „Wein Nr. 3“ usw. bezeichnet. Bis 1959 gehörten alle staatlichen Weinhersteller zu Samtrest. In den 1970er Jahren war die gesamte Rebsorte erheblich reduziert. Man hat Hybridsorten gepflanzt. Die Weinproduktion konzentrierte sich ausschließlich auf die Menge, und diese Haltung veränderte den georgischen Wein im Laufe der Jahre.

Weinherstellung; Wein von Teliani Valley

Von Perestroika bis heute

In den Jahren der Perestroika wurde 1985 in der Sowjetunion ein „trockenes“ Gesetz verabschiedet. Dieses Gesetz stürzte die georgische Weinindustrie in eine Krise, die bis in die 1990er Jahre andauerte. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits die Folgen der Sowjetzeit zu spüren.

Die Geschichte der neuen Ära der georgischen Weinherstellung beginnt zwischen 1993 und 1997 mit der Gründung der ersten modernen Weinkeller und Weinunternehmen des Landes (wie GWS – Georgian Wines and Spirits Company, Teliani Valley und Telavi Wine Cellar). Besonders gut dabei war, dass es in diesen Jahren hervorragende Ernten gab.

Die georgische Weinherstellung hat sich seit Ende der neunziger Jahre ständig weiterentwickelt. Es wurden viele kleinere Weinkellereien gegründet. In Georgien wurden auch einige organische und biodynamische Betriebe etabliert. Dieser Entwicklungsprozess litt nicht unter dem russischen Handelsembargo von 2006. Trotz der Schließung des russischen Marktes verbesserte sich die Qualität des georgischen Weins täglich. Die Vielfalt der Weine nimmt zu. Den georgischen Winzern ist es gelungen, auf den internationalen Märkten Fuß zu fassen.

Hier geht es mit der Geschichte weiter: